Wie bereits im vorherigen Kapitel (1928-1939) angesprochen, hatte der spanische Bürgerkrieg eine fatale Wirkung auf den spanischen Fußball. Nicht nur wurde durch ihn die Liga für drei Jahre (1936-1929) gestoppt, auch die Klubs selbst litten unter den Folgen. Weder der FC Barcelona noch Real Madrid wurden verschont.
Allerdings erholten sich die Katalanen schneller von der Krise als die Madrilenen. 1945 gewann Barça die spanische Meisterschaft und konnte diesen Erfolg 1948 und 1949 wiederholen. Zwei weitere Liga-Titel folgten Anfang der 50er Jahre (1952, 1953), die zudem als eine der erfolgreichsten Perioden der „Blaugrana“ gilt.
Real Madrid dagegen erlebte eine Durststrecke von zwei Jahrzehnten ohne Meisterschaftstitel (1933 – 1953). Zu einer mittelmäßigen Mannschaft verkommen konnte Real bei den Clásicos dem FC Barcelona immerhin weitestgehend die Stirn bieten. Der erste Clásico nach dem Bürgerkrieg fand am 28. Januar 1940 im Chamartín Stadion in Madrid statt. Real gewann mit 2-1. In Barcelona konnten die Madrider einen Punkt holen (0-0).
In der Saison 1942-143 gab es im Les Corts Stadion ein spektakuläres 5-5 Unentschieden. Dieses Spiel ging als der torreichste Liga-Clásico in die Geschichte ein (zusammen mit dem 8-2 Mitte der 30er). Das Duell in der Hinrunde konnte Real Madrid mit 3-0 gewinnen.
Das polemische 11-1 im Pokal
1943 kam es auch im spanischen Pokal, der seit 1940 den Namen Copa de S.E. El Generalísimo trug, zu einem Clásico im Halbfinale. Barça gewann das Hinspiel mit 3:0 und galt zudem als Favorit.
Im Rückspiel in Madrid jedoch gewann Real, das die Saison damals nur auf einem enttäuschenden zehnten Platz beenden konnte, völlig übertrieben mit 11-1 (8-0). Niemand weiß, was im Vorfeld und während des Spiels genau passierte, jedoch beklagten sich Spieler des FC Barcelona und katalanische Medien über angebliche Einschüchterungsversuche von Seiten eines Sicherheitsdirektors in der Umkleidekabine vor dem Spiel. Zudem musste sich der Torwart der Gäste über weite Strecken des Spiels außerhalb des Strafraums aufhalten, da Real-Fans Steine auf das Tor warfen.
Viele sehen besonders in diesen Ereignissen den Startschuss der großen Rivalität zwischen den beiden spanischen Top-Klubs. Die gegenseitigen Beschuldigungen und Beschimpfungen führten sogar so weit, dass der spanische Verband beide damaligen Klubpräsidenten, Marqués de la Mesa de Asta auf Seiten der Katalanen und Antonio Santos Peralba auf der der Madrilenen, zum Rücktritt bewog.
In der Saison 1944/45 besiegte Barça die Madrilenen im Les Corts mit 5-0. Real wiederum konnte in der Saison 1949/50 6-1 gewinnen. Weitere torreiche Clásicos folgten vor allem zu Beginn der 50er Jahre. Insgesamt fanden zwischen den Jahren 1939 und 1953 36 Clásicos statt. Neben den 28 Liga-Duellen und den beiden polemischen Pokalspielen gab es noch sechs Freundschaftsspiele. Obwohl Real Madrid in der Dekade der 40er zu einer mittelmäßigen Mannschaft verkommen war und sogar oftmals dem Abstieg nahe war, kann sich die Bilanz gegen den Erzrivalen sehen lassen.
Clásico-Bilanz in der Liga 1939 – 1953
Gewonnen (zuhause) | Untentschieden (zuhause) | Verloren (zuhause) | |
---|---|---|---|
9 | 2 | 3 | |
10 | 1 | 3 |
Kubala und das „Fünf-Pokale-Barça“
Im Juni 1950 verpflichtete der FC Barcelona einen der emblematischten Spieler, die der Klub je gehabt hat: László Kubala. Während der gebürtige Ungar beim 7-2 Rekordsieg Barças über Real in der Saison 1950/51 noch fehlte, feierte er eine Saison später beim 4-2 Sieg Barça (mit Hattrick von César) sein Clásico-Debüt. Diese Saison 1951/52 sollte als eine der erfolgreichsten Barças unter dem Namen „Fünf-Pokale-Barça“ bekannt werden. Die damalige Mannschaft gewann alle fünf Pokale: die spanische Meisterschaft, den spanischen Pokal, die Copa Latina, die Copa Eva Duarte und die Copa Martini & Rossi (diese Leistung wurde erst in der Saison 2008/2009 mit dem Gewinn des Sextupels übertroffen). Ein Jahr später führte Kubala die Katalanen zu einer weiteren Meisterschaft, der insgesamt sechsten in der Klubgeschichte.
Der FC Barcelona gewann zwischen 1939 und 1953 fünf Mal die Meisterschaft und vier Mal den Pokal. Madrid dagegen musste sich mit zwei Pokalsiegen begnügen. Doch Mit der Verpflichtung von Alfredo Di Stefano 1953 wendete sich das Blatt schlagartig.
Teil 4: 1953-1964: Die Ära der Mythen